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Trump, Musk, Weidel und das Wasser im Wein

Februar 2025

Trumps fulminanter Amtsbeginn, Elon Musks Feldzug gegen Wokistan, Mileis libertäres Kettensägenmassaker und hierzulande Stimmengewinne für die AfD - die Verschiebungen auf der politischen Landkarte sind unübersehbar und manch einer reagiert euphorisch.
Andere warnen jedoch schon wieder. Speziell einige in den Alternativmedien bekannt gewordene Analysten wie z.B. Ernst Wolff und Tom-Oliver Regenauer gießen Wasser in den Wein. Sie liefern Informationen, die den Widerständler zweifeln lassen. Wenn der sich zum Beispiel freut, dass Elon Musk mit seinen Aktivitäten zur Wiederherstellung der Ausgewogenheit im Diskurs beiträgt, bekommt er zu hören, dass Musk aber Transhumanist ist. Man erfährt, dass Trump von Rothschilds unterstützt wird und dass Alice Weidel bei Goldman Sachs diente. Alle Träume geplatzt?
Das hängt davon ab, ob und wie man träumt. OK, manche Menschen beten Trump, Musk oder Weidel wie gottgleiche Erlöser an. Na ja. "Die Fans sind eine Macht, wer keine hat: Gut' Nacht" (Lied von Frank Schöbel). Die meisten Unterstützer aber sind meiner Meinung nach pragmatisch. Sie wissen, dass hinter den Personen vielgestaltige Bewegungen stehen und sie wissen, wie Politik und Meinungsbildung funktioniert.

Jede Wahl ist Kompromiss

Der Wähler in den USA hatte zwischen zwei Kandidaten zu entscheiden. Nicht zwischen Alles und Nichts. Auch bei Parlamentswahlen wählt man eine Partei nicht erst dann, wenn sie in allen Punkten exakt die persönlichen Ansichten teilt. Man wählt die größtmögliche Übereinstimmung oder die Übereinstimmung in besonders wichtigen Fragen oder das kleinste Übel oder einfach nur taktisch. Wahlentscheidungen sind Kompromisse und auch als solche gedacht. Besser geht es nicht. Es wirkt auf mich unreif und sauertöpfisch, jeden Kompromiss abzulehnen oder einen Kompromiss kurze Zeit später wieder aufzukündigen.

Ist das alles überhaupt echt?

Trump wurde vom Staat und seinen Gegnern gejagt bis man ihn beinahe ermordet hätte. Elon Musk hat sich für die Unterstützung Trumps entschieden zu einer Zeit, in der die Folgen seiner Entscheidung noch Schmerzen verursacht haben. Es hätte noch viel schmerzlicher werden können, wenn Trump die Wahl verloren hätte. Und Frau Weidel hat sich entschieden, mit ihrer Person Zielscheibe des ganzen sich als "Hass auf Faschisten" auslebenden Selbsthasses der Gutmenschen zu sein.
Viele Menschen erkennen, dass diese drei Personen durchaus etwas in die Waagschale werfen. Viele Menschen fühlen, dass das kein falsches Spiel sein kann. Viele Menschen ahnen, dass es da um mehr geht als nur um den schnöden Mammon.
Wissen können sie es nicht. Deswegen kann man da leicht den Hebel des Zweifels ansetzen. Das geht bei allem und jedem. Das geht allerdings auch bei Leuten, für deren Auskommen es wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, Artikel zu platzieren und Bücher zu verkaufen.

An die Psyche denken

Nichts menschliches ist mir fremd. In der Sache haben jene Autoren ja auch Recht. Alle Figuren der Zeit befinden sich in den Netzen und Strömen der Entwicklung. Niemand ist frei von Widersprüchen. Und haben sie Erfolg, wie Trump mit seinem Wahlsieg, dann wollen die schmierigen Big Player plötzlich an ihrer Seite stehen. Wen wundert das?
Auch Wolff und Regenauer werfen etwas in die Waagschale, denn ein Teil des Publikums wendet sich ab. Wer möchte schon gern der ewig zweifelnde Schwarzseher sein? Wer möchte wieder bei Null anfangen? Wer möchte wieder ganz allein da stehen?
Notorischer Pessimismus führt in die Depression oder ist Symptom einer vorhandenen Depression. Wir können nicht einerseits bei Corona anprangern, dass Politik mit Angst gemacht wurde und andererseits die Freude über Bewegung in die richtige Richtung mit neuer Angst löschen. Glücklich macht es in der jetzigen Situation zum Beispiel, wenn man sich vorstellt, wie es um unsere Anliegen bestellt wäre, wenn Harris gewonnen hätte.

Taktische Disziplin

Auch in Deutschland gibt es aktuell nur noch zwei Wahloptionen: die Brandmauereinheitspartei oder die AfD. Es gibt keinen dritten Weg. Nicht im Wahllokal, nicht auf der Straße, nicht in der digitalen Welt und nicht im Buchladen. Es fühlt sich gerade nicht an nach einer Gründerzeit für neue Ideen und Bewegungen. Es fühlt sich an wie eine Zeit, in der man nur mit taktischer Disziplin weiter kommt. Ja oder Nein zu dem, was da ist. Es ist nicht die Zeit für Publizisten, die erklären, dass beides - also alles - Scheiße ist. Zumal es nicht Scheiße ist, wenn ein Präsidentschaftskandidat für das Ende des Massensterbens in der Ukraine verhandeln will, während der andere bis zum letzten Ukrainer weiterkämpfen wollte. Es ist sogar bisschen zynisch, Trump (dabei) nicht zu unterstützen, nur weil zum Beispiel jemand in seinem Team davon träumt, Menschen mit KI und einer experimentellen Technologie vor dem sicheren Krebstod zu bewahren. Das ist einer großen Mehrheit der Bevölkerung schlichtweg nicht zu vermitteln.
Eine Gallionsfigur des Corona-Widerstandes namens Robert F. Kennedy Junior wurde heute zum Gesundheitsminister unter Trump ernannt. Das Leben ist zu kurz, um sich bei so einer Gelegenheit einfach mal zu freuen.

 

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