Kann man den Klimawandel spüren?
März 2025
Es geht im Folgenden nicht um den Zweifel am Klimawandel. Es geht um die menschliche Wahrnehmung, die allzu schnell von jeweiligen Annahmen beeinflusst wird. Und es geht darum, dass dies ein willkommener Mechanismus bei der Verbreitung von Ansichten ist.
"Ein paar kühle Tage im Sommer sind noch lange kein Beweis gegen den Klimawandel". Kennen Sie solche Sätze? Und wundern Sie sich auch,
wenn die gleichen Leute dann an heißen Sommertagen sagen: "Seht ihr, das ist Klimawandel live!"?
Je nachdem, wie es gerade passt, wird
Wetter und Klima gleich gesetzt oder eben nicht. Und das übrigens in beiden Lagern, dem der "Klima-Apokalyptiker" und dem der "Klima-Leugner".
Laut IPCC (Weltklimarat) hat sich die Erde im Durchschnitt seit dem Jahr 1850 um 1 Grad erwärmt. Kann man einen solchen Klimawandel
spüren? Nein. Schon deshalb nicht, weil man dazu 175 Jahre hätte Wetter erleben müssen. Außerdem kann man keine globale
Erwärmung spüren, sondern nur eine lokale - dort wo man lebt. Die Temperatur auf der Erde hat sich nicht überall
gleichmäßig um 1 Grad erhöht, sondern dies ist ein Durchschnittswert aller Messungen. Würde man sich jedoch vorstellen,
dass eine Person 175 Jahre global umher gezogen wäre, hätte diese Person derart viele Wetterwechsel in alle Richtungen erlebt,
dass eine Erwärmung von 1 Grad ebenfalls nicht zu spüren gewesen wäre.
Rein theoretisch ist es an einem heißen
Sommertag in Berlin statt 38 Grad im Jahre 1850 nun eben 39 Grad im Jahre 2024. An einem kalten Wintertag ist es statt -20 Grad nur noch -19 Grad.
Das kann man nicht spüren. Was man spürt, ist und bleibt Wetter.
Ein gutes Beispiel für unser Zeit-Wetter-Gedächtnis ist Weihnachten. "In meiner Kindheit hatten wir doch immer weiße Weihnachten und jetzt kaum noch". Nur ist es eben so: Fünf aufeinanderfolgende schneelose Weihnachten bei 10 Grad wären ohne Erderwärmung von 1 Grad fünf schneelose Weihnachten bei 9 Grad gewesen. Schnee gibt es bekanntlich erst bei unter Null.
Die Metereologen werden jetzt vermutlich einwenden, dass sich infolge des Klimawandels die Großwetterlagen ändern, so dass bei uns die Winter deutlich milder werden. OK, verstanden. Aber damit am Ende die globale Erwärmung von 1 Grad erreicht wird, muss es entweder anderswo im Winter merklich kälter werden oder die hiesigen Sommer werden kühler. In beiden Fällen würde das Gegenteil von Erderwärmung gefühlt werden. Über Weihnachten würden Menschen in anderen Gegenden (z.B. in den USA) sagen: "In meiner Kindheit war Weihnachten selten Schnee, jetzt fast immer." Oder hierzulande würde man im Sommer sagen: "In meiner Kindheit war es im Sommer warm und trocken, jetzt ist es kühl und nass.". Wenn Menschen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entgegengesetzte Wahrnehmungen vom Klima haben, dann heißt das, dass man als Individuum den Klimawandel nicht spüren kann.
Es steht dabei außer Frage, dass eine Änderung der globalen Temperatur um 1 Grad Auswirkungen hat, z.B. in der Reduzierung
der globalen Eismasse. Das ist aber nicht anhand des Wetters spürbar. Das sieht man anhand von alten Gletscherfotos. Nebenbei gesagt:
Es muss den Menschen schon richtig gut gehen (unter anderem aufgrund der Nutzung fossiler Energien), dass sie die Reduzierung von Schnee
und Eis bedauern.
Das Problem ist ähnlich gelagert wie bei Corona. Eine abstrakte, für den einzelnen nur schwer
greifbare Entwicklung soll durch ein kollektives Verstehen und Handeln verändert werden. Allzumenschlich ist es, dass man gerne alles
nutzt, was Menschen in die passende Richtung bringen könnte. Da darf auch mal bisschen geschummelt werden für die gute Sache.
Bilder von Intensivstationen, Bilder von Leichen transportierenden Militärlastern - oder Bilder von Tierskeletten in der Wüste,
Bilder von Hochwasserkatastrophen - das ganze mit tragisch-epischer Musik unterlegt und der unterschwelligen Botschaft: "Wen das nicht
rührt, der muss ein Schwein im Leibe haben."
Und um den Sack zuzubinden: Dafür hat es seinerzeit prima gepasst, Corona zur
direkten Folge des Klimawandels zu erklären. Nur wissen wir mittlerweile, dass Corona mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit
menschengemacht ist. Beim Klimawandel waren es selbst in der am besten verquirlten Studie nur 97%.